Friday, August 19, 2011

Und tschüs. Ein Ab(flugs)gesang auf Deutschland.

Vor wenigen Minuten habe ich es gewagt, die Sicherheitskontrollen am Stuttgarter Flughafen zu passieren. Ein Wunder, dass diese lustigen Röntgengeräte jetzt immer noch funktionieren. Die Teile sind erstaunlich wasser- bzw. tränenfest. Idee: Wenn jemand eine Möglichkeit finden würde, aus Abschieds-Beiprodukten Energie zu generieren, wäre Fliegen auf einmal total grün.


Wie auch immer. Jetzt sitze ich jedenfalls hier am Gate 316 und warte auf meinen Flug nach Amsterdam, für den wir in einer Dreiviertelstunde einfliegern dürfen.

Jeder, der mich kennt, kann sich denken, was mir in Deutschland fehlen wird. Und damit ich nicht aus Versehen meine Laptop-Garantie aufgebe – die erlischt nämlich, sobald Flüssigkeit auf die Tastatur tropft! -- werde ich da jetzt sicherheitshalber auch nicht näher drauf eingehen.

Viel lustiger ist es doch, eine Liste mit Dingen zu schreiben, was mir in Deutschland ganz bestimmt und überhaupt nicht fehlen wird! Und nebenbei gibt’s gleich noch einen Erlebnisbericht der letzten Tage.

Also, los geht's.

  • Viel zu viele Leute auf viel zu wenig Platz. Europa ist einfach mal absolut überfüllt.

  • Die eigenartige Weise, wie Tübinger die Straßenverkehrsordnung interpretieren: auf dem Fahrrad Pfeife rauchen, in der Fußgängerzone als Autofahrer 30 fahren und als Fußgänger einfach mal unvorhersehbare Schlängellinien auf der normalen Straße laufen.

  • Keine Parkplätze (okay, das ist auch hauptsächlich ein Tübinger Problem).

  • Schwäbisch.

  • Sächsisch.

  • Bürokratie. Okay, gibt’s in den USA auch zur Genüge, aber in Deutschland schießen wir echt manchmal (dauernd?) (ständig!) übers Ziel hinaus. Da braucht meine Familie eine Vollmacht mit Personalausweis-Kopie, um das Paket ihrer Tochter, das noch dazu an die Familienadresse adressiert ist, am Postschalter abzuholen. Und zwar als Fax, weil ja die Unterschrift drauf sein muss. Dass das auch mit Scanner und E-Mail geht, musste ich den netten Post-Angestellten erst mal ganz langsam unter Einbezug von Äpfeln als Veranschaulichungshilfe erklären. Ach sooooo.

  • Das tolle Gefühl, wenn man beim Einchecken gesagt bekommt, man wäre irgendwie als Flüchtling gebucht. Das noch tollere Gefühl, wenn nachher gefühlte 100 Leute nacheinander und gleichzeitig mit deinem Pass weglaufen und du fast eine Stunde lang warten musst und nicht gesagt bekommst, ob das Problem denn jetzt gelöst werden kann oder nicht. Wollt ihr wissen, was das Problem war? Ich habe ein Visum, damit sind die sonderbar überfordert...

  • Das Haar in meinem gestrigen Bio-Pistazieneis. (das Eis selber wird mir aber schon fehlen... Ich hab einfach um das Haar drum rum gegessen. Ging.)

  • Käsespätzle, die noch total käsig aussehen – ohne vernünftig goldbraun geröstete Zwiebeln, dich aus tausend Ölaugen malade anblickend und noch dazu ziemlich sicher ohne Salz.

  • Das Kindernamen-Spektrum zwischen „Schaggeline Müllor“ und „Wanda-Blue Felizitas Grünspan-Träufling“

  • Spießer (okay, gibt’s überall, aber wir haben aus gutem Grund das beste Wort dafür).

  • Den Uni-Alltag, der zu 60 Prozent aus sinnlosem Papierkram und 40 Prozent aus dem verzweifelten Versuch besteht, Soufflé-Wortcluster-Abhandlungen irgendwie „wissenschaftlich“ zu verwerten.

  • Die lustigen Briefe der GEZ, adressiert an meinen Mädchennamen unter der Adresse bei meinen Eltern – obwohl ich schon seit über einem Jahr mit Tim zusammen in Tübingen gemeldet bin.


Ansonsten geht’s mir aber gut.

Ich verabschiede mich jetzt – 11:02 – um bis zum Beginn des Boardings nervös auf die lustigen Anzeigetafeln zu starren.

Und während ich fliege, habe ich eine Frage an euch:

Was nervt euch an Deutschland?

Gudd Bei an alle euch alle, besonders die Schaggelines.

Eure S.ophie

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